Die Arkeburg
Größte Doppel-Ringwallanlage in Nordwestdeutschland
Die Arkeburg (ursprünglich niederdeutsch Hertekenborch = Heer-Zeichen-Burg) wurde vor ca. 1200 Jahren von den noch heidnischen Sachsen unter Herzog Widukind zum Schutz gegen die Bedrohung durch die christlichen Franken unter Karl dem Großen gebaut. Von 772 bis 804 n. Chr. führte der Frankenkönig Kriegszüge gegen die Sachsen, die auch die Unterwerfung der Sachsen zur Folge hatten. Die Anlage wurde vermutlich – nach diesen sog. Sachsenkriegen – von den Franken genutzt.
Nach archäologischen Grabungen von 2014 bis 2017 und der Projektarbeit inkl. einer Teilrekonstruktion durch die Von-Döllen-Stiftung sind die Forschungsergebnisse jetzt für jedermann im Gelände spannend in Szene gesetzt.
Navigationsadresse: Arkeburger Straße 1a · 49424 Goldenstedt
Besichtigung und fachkundige Führungen nach Absprache:
Telefon 0174 3157985 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Erweiterung
Sachsenhaus und neuer Torbogen
Ausgangspunkt unserer Führungen durch die Arkeburg ist das neu erbaute »Sachsenhaus«, in dem ersten spannenden historischen Fakten auf Sie warten. Direkt gegenüber finden Sie baugleich ein behindertengerechtes Toilettenhäuschen. Das »Sachsenhaus« ist keine 1:1-Rekonstruktion, greift aber einige typische Techniken des 8./9. Jahrhunderts auf, beispielsweise die Pfostenbauweise, Lehmboden und -wände sowie eine Dacheindeckung mit Reet.
Der auch heute noch in der Region weit verbreitete Fachwerkbau des 18. und 19. Jahrhunderts war zur Zeit der Christianisierung noch nicht bekannt. Zur Zeit der Nutzung der Arkeburg haben vermutlich mehrere Pfostenbauten innerhalb der Burg gestanden.
Widukind
Aufstellung des Widukinds
Widukind, auch Wittekind genannt, Herzog der Sachsen, gehörte einem einflussreichen westfälischen Adelsgeschlecht an. Im Jahre 772 fiel der Frankenkönig Karl der Große in Sachsen ein und führte bis 804 erbitterte Schlachten gegen die Sachsen mit sehr hohen Verlusten auf beiden Seiten. Es war ein Glaubenskrieg.
Karl der Große wollte die heidnischen Sachsen erobern, was den Römern Anfang des Jahrtausends nicht gelang, und zum Christentum zwingen. Widukind führte von 777 bis 785 die Sachsen gegen Karl den Großen an. 785 gab der Widerstand auf und Widukind wurde im Beisein von Karl dem Großen in Attigny (Frankreich) getauft.
Es gibt Aussagen, dass er danach bei seiner Familie in Wildeshausen lebte. Die Sachsenkriege endeten im Jahre 804 mit der Niederlage der Sachsen. Karl der Große entschied die Sachsenkriege für sich und christianisierte das heidnische Volk.
Rekonstruktion
Teilrekonstruktion an der Arkeburg
Am östlichen Außenwall wurde um 1900 ein Durchbruch angelegt, um so einen besseren Zugang für die Waldwirtschaft zu erhalten. Auch ein sich hier anschließender, in südöstlicher Richtung verlaufender Flügelwall wurde in dieser Zeit eingeebnet.
Im Jahre 2016 wurde diese Lücke im Wall wieder geschlossen. Die Teilrekonstruktion des Walles mit vorgelagertem Graben und einem Teilstück des Flügelwalles wurde auf Grundlage archäologischer Untersuchungen und historisch vergleichbarer Bauwerke ausgeführt.
Entstehung
Die Geschichte der Arkeburg
Lange Zeit lag die Geschichte der Arkeburg im Dunkeln. Auch archäologische Grabungen im Jahr 1906 brachten keinen Aufschluss zum Alter dieser Anlage.
Erst durch die persönliche Initiative der Eheleute Anna und Heinz von Döllen ist es gelungen, Erkenntnisse über die Erbauer, die Bauzeit und den Zweck der Burg zu sammeln.
Archäologen der Universität Hamburg konnten in den Jahren 2014 und 2015 anhand von Bodenproben aus fünf Grabungsstellen nachweisen, dass die Burganlage 795 ( +– 30 Jahre) n. Chr. gebaut wurde. Damals standen die Sachsen unter Widukind im Krieg mit dem Frankenkaiser Karl dem Großen.
Die Kriege Karls des Großen gegen die Sachsen dauerten 32 Jahre von 772 bis 804 n. Chr. Der Sachsenführer Widukind wurde 782 n. Chr. bei Verden an der Aller von Karl dem Großen besiegt und von ihm in die Verbannung geschickt. Es ist davon auszugehen, dass die Franken nach der Niederwerfung der Sachsen die Burganlage benutzt haben.
Lage
Die Arkeburg an historischen Wegen
Die Arkeburg hatte eine sehr zentrale Lage. Sie liegt auf einer Landerhebung und war rückseitig von Moor und Sumpfgebieten uneinnehmbar geschützt.
Nördlich der Burganlage kreuzten zwei wichtige Handelswege: Auf dem Reuterweg, auch Folkswech genannt, wurden Kupfererz vom Harz in die heutigen Niederlande sowie Zinn aus England nach Sachsen transportiert. Auf dem Peperweg (peper = ndt. »Pfeffer«) brachte man Ochsen von Dänemark nach Süddeutschland und Italien sowie umgekehrt Gewürze zurück. Diese beiden Altstraßen wurden bereits seit der Bronzezeit (2 000 – 800 v. Chr.) befahren und verloren später an Bedeutung.
Ergebnisse einer archäologischen Grabung aus dem Jahr 2015 zeigen, dass hier – am nördlichsten Einlass der Burg – ehemals eine Toranlage angelegt wurde, um den Zugang durch den äußeren Wall zu kontrollieren. Faustgroße Findlinge dienten als Befestigung des Weges im Bereich der Toreinfahrt. Parallel verlaufende Fahrspuren in einem Abstand von ca. 1,20 m führten von Norden kommend durch das Tor in das Innere der Burganlage.
Eine Bebauung innerhalb der Arkeburg wurde noch nicht erforscht. Diesen Nachweis zu erbringen, wird Gegenstand zukünftiger Untersuchungen werden.
Grabungen
Grabungen am Ostwall
Hier, am östlichen Außenwall, wurde um 1900 eine Öffnung für die Forstwirtschaft eingebracht und der südöstliche Flügelwall inklusive des Wallgrabens eingeebnet. 2017 wurde die Wallöffnung wieder geschlossen und ein 30 Meter langes Teilstück des Flügelwalls einschließlich des Wallgrabens wieder hergestellt.
Der Außenwall hatte eine Höhe von ca. 3 – 4 Metern, eine Grabentiefe von ca. 2 Metern und hat einen Umfang von ca. 1 000 Metern. Der Innenwall war mit einer Höhe von ca. 5 – 6 Metern und einer Grabentiefe von ca. 2 – 2,5 Metern noch stärker befestigt. Sein Umfang beträgt ca. 650 Meter.
Berechnungen zufolge wurden für den Bau dieses insgesamt ca. 3 200 Meter langen Wall-/Grabensystems bei einer Bauzeit von einem Jahr ca. 400 – 500 Arbeiter eingesetzt. Neben dem Aushub der Gräben fielen noch umfangreiche weitere Arbeiten an: Erdreich sowie Heide-Grassoden mussten anderweitig abgebaut, mit Ochsenkarren zur Arkeburg und dann auf den Wall gebracht, eingebaut und verdichtet werden. Außerdem wurden zahllose Bäume gefällt und bearbeitet, um sie als Palisaden und Tore verwenden zu können.
Eine gewaltige Leistung – und das ohne Maschinen!
Grabungen
Grabungen am Westwall
Hier am westlichen Eingang der inneren Wallanlagen hat 1906 Bernhard Uhl im Auftrag des Burgenforschers Carl Schuchardt eine archäologische Ausgrabung durchgeführt. Über das Ergebnis gibt es wenig Informationen.
Die Eheleute Anna und Heinz von Döllen haben sich deshalb entschlossen, 2014 eine neue Grabung mit modernsten Methoden vornehmen zu lassen. Die Leitung der Ausgrabung hatte Dr. Andraschko von der Universität Hamburg, der mit drei Mitarbeitern vor Ort arbeitete.
Die Ergebnisse sind auf dem Foto deutlich sichtbar: unterschiedlichen Erdschichten und die Aufschüttungen von Menschenhand. Die dunklen Streifen sind Plaggen, Gras- oder Heidesoden, die die Wallaufschüttung stabilisieren. Ehemalige Pfostenlöcher, die sich durch Erdverfärbungen zeigen, belegen, dass sich hier eine Toranlage befand.